Die Emilia-Romagna, die Region im Norden Italiens, die sich von den Apenninen bis zum Fluss Po im Norden erstreckt, ist nicht nur landschaftlich reizvoll, sondern kann sich auch stolz als „Land der Motoren“ benenen. Dutzende Hersteller faszinierender Automobile und Motorräder waren und sind zum Teil noch immer hier angesiedelt. Mit ihnen eine Vielzahl Zulieferer. Und weil klangvolle Namen wie Ferrari, Lamborghini, Maserati oder Ducati dazu gehören, sind um die Werke herum mit der Zeit auch eine Menge attraktiver Privatsammlungen oder öffentlicher Museen entstanden. Von den legendären Rennstätten wie Imola oder Misano einmal ganz zu schweigen.
Was liegt also näher, als den Legenden motorisierter Leidenschaft, den kongenialen Ingenieuren und ihren Mitstreitern einmal einen Besuch abzustatten? Ein guter Startort ist Parma, in dessen Nähe seit Anfang der 1970er Jahre erfolgreiche Renner für die Formel 3, die Indy Racing League sowie die Formel E gefertigt werden. Dann geht es zu dem „Kleinen Motorradmuseum“. Es liegt in Guastella, einer Kleinstadt an den Ufern des Po. Emilio Bariaschi ist ein Motorrad-Verrückter im besten Wortsinne. Schon in seiner Jugend war er fasziniert von den Maschinen der Nachkriegszeit. Viele der heute bei freiem Eintritt zu bestaunenden über 160 Exponate sammelte er über die Jahre an, weitere kaufte er später hinzu und restaurierte sie fachmännisch.
Rund 150 weitere Zweirad-Exponate warten dann bereits in Bagnolo auf den Besuch. Nello Salsapariglia hat eine stattliche Sammlung von Modellen zwischen 1900 und 1947 zusammengetragen. Seine eigentliche Leidenschaft, auch seine Profession, galt aber den Traktoren. Gut 100 historischer Exemplare gehören deshalb auch noch zu seiner privaten Sammlung dazu.
Man sollte sich aber auch ein wenig der vierrädrigen Geschichte widmen. Daher ist das Automuseum in San Martino del Rio das nächste Ziel. Zu den Schmuckstücken der Sammlung gehören ein Ford Model T von 1916, legendäre Fiat- sowie Lancia-Modelle der 1930er Jahre, aber auch Fahrzeuge etwa von Mercedes-Benz sowie Jaguar. Auch diese Sammlung verfügt über einige interessante Motorräder, nicht zuletzt das einzige in Italien bekannte Exemplar einer Indian mit Beiwagen von 1918.
Auch vierrädrige Schmuckstücke sind zu finden
Dann ist auch schon Modena erreicht, das heimliche Herz des „Tals der Motoren“, wie die Po-Ebene hier genannt wird. Ein Tag wird für die ansässigen Attraktionen nicht genügen, also wird hier auch Etappe gemacht. So bleibt noch Zeit, sich die beeindruckende Maserati-Sammlung des ausgerechnet mit Sammelbildern zu Vermögen gekommenen Umberto Panini anzusehen. Und zu der ist er genommen wie die Jungfrau zum Kinde. Um es kurz zu machen: Die Fahrzeuge sind allesamt essentiell für die automobile Entwicklungsgeschichte der Region. Seit 1965 waren sie Ausstellungsstücke des Maserati-Museums. Einige Wirrungen und vor allem Irrungen später standen sie 1996 plötzlich kurz davor, in London versteigert zu werden. Der besonders Heimat verbundene Panini wurde zum besorgten Bürger und intervenierte. Die Auktion kam nicht zustande, die Autos zurück in ihre Heimat. Was immer es ihn gekostet haben mag, es war den Preis wohl wert. Der wohl berühmtesten Sohn der Stadt heißt Enzo Ferrari. Ihm zu Ehren ist ein würdiges Museum entstanden, die Casa Enzo Ferrari. Zum einen gewährt das penibel restaurierte Gebäude, in dem schon sein Vater handwerklich tätig war, tiefe Einblicke in die Lebensumstände des legendären Scuderia-Chefs.
Zum Mekka aller Ferrari-Fans
Danach geht es hinaus aus der Stadt, nach Maranello, dem Mekka aller Ferrari-Fans. Hier steht nicht nur das Werk, sondern auch das Werksmuseum. Seit Öffnung der Ausstellung in Modena widmet man sich hier vor allem den rennsportlichen Erfolgen – Formel 1-Geschichte, wie sie emotionaler kaum dargeboten werden kann. Verbinden lässt sich der Besuch gegen Aufpreis auch noch mit einer Besichtigung des Werks sowie der Fiorano-Teststrecke.
Von Maranello geht es weiter nach Sant‘Agata Bolognese, dem Sitz von Lamborghini. Ferruccio, der ehemalige Traktorenproduzent und Sportwagenfan, soll die Herstellung der unter seinem Sternzeichen Stier gefertigten Flitzer aus Ärger über den „arroganten“ Enzo Ferrari begonnen haben. Das gehört zwar wahrscheinlich ins Reich der Legenden, stört aber sicher nicht den Genuss dieser automobilen Köstlichkeiten beim Besuch des Werksmuseums. Das Werksmuseum von Ducati in Borgo Panigale weiß dagegen mit erlesenen Zweirad-Kostbarkeiten vor allem aus der ruhmreichen Rennsport-Historie des Unternehmens aufzuwarten.
Bald schon ist das auch das Meer erreicht: In Rimini angekommen, geht es schließlich in das Nationale Motorrad Museum Italiens. Was 1993 als private Ausstellung dreier Freunde begann, ist heute eine der prächtigsten Zweirad-Kollektionen, die man besuchen kann. Die Emilia-Romagna lohnt sich tatsächlich für alle Fans von Motorrad-Motoren!